Stellungsnahme
zum Artikel „Solarpark doch an der Gemeindegrenze“ vom 25.01.2013 in der
Tageszeitung „Der neue Tag“ (Bericht aus der GR-Sitzung des Gemeinderates
Neusorg)
Als Ehrenamtlicher Gemeinderat
und Vertreter unserer Gemmeinde, fühle ich mich bei den in der Sitzung des
Gemeinderates Neusorg öffentlich gemachten
Äußerungen betroffen und bin der Meinung bzw. überrascht darüber, wie wenig
doch vor allem der Gemeinderat und Fraktionsvorsitzende der SPD Herr Dieter König
trotz seiner langjährigen Zugehörigkeit zum Gremium über die Geschichte und
Verhältnisse unserer beiden Gemeinden
weiß.
Anzumerken
ist hierzu im besonderem, dass besagte Sitzung des Gremiums in Neusorg am Abend
des 21. Januar 2012 (Montag) stattfand.
Stellt
sich mir hier die doch Frage wie es denn sein kann, dass der Gemeinderat
Neusorg bzw. nach glaubwürdiger Aussage eines Anwesenden deren Bürgermeister,
schon zu diesem Zeitpunkt über eine bis dahin noch gar nicht stattgefundene
Beschlussfassung des Pullenreuther Gemeinderates, deren Sitzung erst am Abend
des Tages darauf, am 22. Januar 2013 (Dienstag stattfand, Stellung bezog und das
Gremium danach in dieser unangebrachten, Nachbarschaftsschädlichen, ja scharfzüngigen
Art- und Weise diskutierte?
Bis
zum 21. Januar hatten wir in Pullenreuth zu diesem Tagesordnungspunkt lediglich
eine nichts sagende Vorankündigung bei unseren Sitzungsvorlagen. Erst um ca.
14.30 Uhr dieses Tages und ergänzend dazu um ca. 17.00 Uhr bekamen wir
Inhaltlich genauere Unterlagen von der Verwaltung per eMail zugesandt.
Ich möchte nun aber
gerne und hier besonders dem Gemeinderat Herrn Dieter König, einige nicht vom
Tisch zu weisenden Tatsachen als Hintergrundwissen und zur Informationsvorlage für
evtl. künftig geplante provokante Ausführungen seinerseits zusammenfassen.
Die Aussagen des
Herrn Dieter König: „ Pullenreuth habe sich mit keiner öffentlichen Anlage in
das gemeinsame Kleinzentrum eingebracht“, die Betonung liegt hier auf
„gemeinsames Kleinzentrum“, kann man so ganz einfach nicht beruhigt im Raum stehen
lassen. Diese hier ganz offensichtlichen Unstimmigkeiten gegenüber der Gemeinde
Pullenreuth waren auch in einem persönlichen Telefongespräch mit Hr. König nicht
auszuräumen.
Er warf mir dabei ganz
im Gegenteil weiter vor, dass Pullenreuth in Neuhof eine Flächennutzungsplan-Änderung
vorgenommen habe und dafür nicht einmal eine Zufahrt hätte. Fakt ist, dass die
Gemeinde Neusorg zum Vorhaben im Rahmen der Auslegung öffentlicher Belange als
Nachbargemeinde gehört wurde und darin unmissverständlich die einzige Zufahrt
zum geplanten Gebiet über deren Brücken in Weihermühle ausgewiesen war. Von der
Gemeinde Neusorg wurde dagegen damals kein Einspruch erhoben. Der marode
Zustand beider Brücken wurde ebenso wenig erwähnt als auch die Tatsache, dass
diese für ein Gewicht von 40 Tonnen nicht mehr ausgelegt sind. Uns im
Gemeinderat Pullenreuth war diese Tatsache zum Zeitpunkt der beabsichtigten
Plan - Änderung und auch lange danach nicht bekannt.
Zum besseren
Verständnis möchte ich in dieser Stellungsnahme besonders Herrn Dieter König,
dem Gemeinderat Neusorg insgesamt und der gesamten interessierten Bevölkerung
aufzeigen, wie und in welcher Form sich Pullenreuth in das gemeinsame Kleinzentrum
beider Gemeinden einbringt.
Die nachfolgend
aufgeführten Angaben basieren auf der momentan aktuellen Ausgabe des
Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, aus dem Jahr 2011
und sind für jedermann einsehbar auch für den Herrn Gemeinderat Dieter König
aus Neusorg. Die nachfolgenden Angaben sind nur einige Auszüge aus dieser
Statistik.
Demnach wohnen in der
Gemeinde Pullenreuth mit 1811 Einwohnern lediglich 129 Personen weniger
gegenüber den 1940 Einwohnern in der Gemeinde Neusorg. Im Jahr 1950 hatte
Pullenreuth mit einer Bevölkerungsspitze von 2260 Personen gar den höchsten
Bevölkerungsstand den es je unter allen Mitgliedsgemeinden der
VG-Neusog gab. In den
Jahren 1840 bis 1900 kam die Gemeinde Neusorg mit Einwohnerzahlen zwischen 537
– 879 nicht mal annähern an die Tausender Marke heran.
Der Höchststand in Neusorg wurde 1970 mit 2249 Personen erreicht und geht
seither genau wie auch in unserer Gemeinde Pullenreuth bis zum heutigen Tag
kontinuierlich zurück.
Bei einer Gesamtfläche
von 4319 ha weist Pullenreuth gegenüber Neusorg mit 1785 ha die fast 2,5fache Gemeindefläche
auf!
In Pullenreuth
bewirtschaften des Weiteren 59 Landwirte mit annähernd 2800 Tieren ihre Höfe
und bestreiten dadurch ihren Lebensunterhalt was in Neusorg lediglich
12 Landwirten mit
etwas mehr als 500 Tieren gelingt.
Bestimmt interessant dürfte
es nun auch sein zu erwähnen, dass die Gemeinde Pullenreuth derzeit mit 354
gegenüber 256 in Neusorg, fast 1,4mal mehr Sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze aufweisen kann als Neusorg.
Deshalb müssen aus
der Gemeinde Neusorg mit 433 Personen auch fast 1,5mal mehr Bürgerinnen und
Bürger zu ihrem Arbeitsplatz auspendeln als aus Pullenreuth mit
295 Pendlern.
Ganz zu schweigen von
einem zu Unterhaltenden Straßennetz welches in Pullenreuth mit mehr als 60 km
um mind. das Dreifache größer ist als das der Gemeinde Neusorg.
Wenn Herr König jetzt
auch noch an das das Vorhalten eines Arztes, einer Apotheke oder der Schule anspielen
will so sollte er gerechterweise auch erwähnen, dass Neusorg ohne die
umliegenden Gemeinden, allen voran Pullenreuth diese Einrichtungen, mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht halten könnte. Besonders interessant wäre hier auch
wie viele Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde Pullenreuth zum Arzt nach
Neusorg fahren und dadurch diesen, unseren beiden Ärzten ihr auskommen und
Neusorg den Standort sichern.
Ob dies Neusorg
alleine stemmen könnte erscheint uns höchst fraglich?
Das einzige was
Neusorg gegenüber Pullenreuth „mehr“ mit in das Kleinzentrum eingebracht hat, ist der Eisenbahnanschluss
wofür sie aber sicherlich nicht selber verantwortlich sind. Ausschlaggebend für
die Streckenführung der Bahn wird damals wohl vor allen die geographische Lage Neusorgs
über n.N. gewesen sein.
Den ganzen Faden
könnte man nun so weiter spinnen. Weitere Einzelheiten kann aber jeder
Interessierte auf den Seiten des Bayerischen Landesamtes für sich selber
erforschen.
Letztlich muss nun aber
doch die Frage gestattet sein, ob Neusorg alleine ohne Pullenreuth denn
überhaupt ein Kleinzentrum wäre?
Die Vertreter Neusorg’s
dürfen nicht vergessen, dass es alle vier Mitgliedgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft
sind, die gemeinsam und anteilig die VG in Neusorg nach einem Umlageverfahren
finanziell unterhalten.
Zur vorgebrachten „Kritik
am Pullenreuther Verhalten“ ist noch anzumerken, dass im September letzten
Jahres durch die Fa. NEF GmbH, in einem Schreiben an beide Gemeinden ein Antrag
auf Änderung des Flächennutzungsplanes gestellt wurde. Die beantragte Flächennutzungsplan-Änderung
sollte zuerst durch beide Gemeinden gemeinsam, vorbehaltlich darauf das der Investor die Verfügung über die für den Betrieb
notwendigen Flächen vorweisen kann, durchgeführt werden. Da die Gemeinde
Neusorg nun nach dem Einspruch eines Anwohners aus dem Neusorger Bereich ihre
Bereitschaft zur Durchführung zurückzieht ist ihr Hoheitliches Recht. Doch
jetzt das Verhalten der Gemeinde Pullenreuth, die ein solches Projekt auf ihrer
eigenen Flur bis dato lediglich grundsätzlich unterstützt, als Kommunikationsschwach
(Bgm. König Peter u. GR König Dieter) bzw. als eine „etwas geringe“
Konsensbereitschaft (GR Werner Ott) von
Pullenreuth gegenüber Neusog hinzustellen ist den oben genannten Gemeinderäten,
wie sie dieser Stellungsnahme entnehmen können anscheinend relativ unüberlegt
über die Lippen gesprungen. Richtig ist und das muss in diesem Zusammenhang hier
nochmals ausdrücklich erwähnt werden aber die Erkenntnis, dass auch der
Gemeinderat in Neusorg zuerst „Feuer und Flamme“ (GR Günther Fütterer) für das
Vorhaben gewesen sei. Die Gemeinde Neusorg habe nun natürlich und sehr wohl, wie
von deren Bürgermeister angeregt die Freiheit, im Rahmen der Auslegung
öffentlicher Belange und im Rahmen ihrer Möglichkeiten als angrenzende Gemeinde,
Einspruch gegen eine Flächennutzungsplan- Änderung auf Pullenreuther Gebiet
einzulegen.
Hoffentlich denken
sie dieses Mal schärfer nach als bei der nun aus ihrer Sicht scheinbar
unüberlegten Zustimmung zur oben erwähnten Flächennutzungsplan-
Änderung der Gemeinde
Pullenreuth im Ortsteil Neuhof!
Erwartet haben wir uns
aus Pullenreuther Sicht von Neusorger Seite aus eigentlich nur, dass diese nun ebenso
wie wir vorher deren Rückzug vom zuerst geplanten gemeinschaftlichen Vorhaben
demokratisch zur Kenntnis nehmen. Es kann nicht sein, dass nun das Vorhaben in Pullenreuth,
eine PV-Anlage allein auf unserem Gebiet zuzulassen einzig und allein an
Neusorger Interessen unter Beihilfe solcher taktischer Spielchen festgemacht werde.
Besser wäre es sicher diese Sache auf guter Nachbarschaftlicher Basis, ohne
berechnendes „Kirchturmdenken“, um es mit den Worten unseres Bürgermeisters zu
sagen, abzuwickeln.
An Kommunikation
fehle es hier offensichtlich auch nicht dem Gemeinderat als solches, sondern
allein unseren beiden Bürgermeistern, die sich nahezu täglich in der Verwaltung
über den Weg laufen müssten und sie sich schon im Vorfeld über solche
Unstimmigkeiten austauschen könnten. Ich kann nur darüber Philosophieren, warum
dies nicht geschah! Es könnte durchaus sein, dass manche Beschlüsse in
unseren Gremien anders lautend ausfallen
würden. Im Nachhinein die Souveränität einer Nachbargemeinde in Frage zu stellen
ist meiner Meinung nach ganz, ganz schlechter Stil!
Herrn Gemeinderat Dieter
König möchte ich hier ebenso mit immerwährenden Worten unseres Bürgermeisters
auf diesem Wege, besonders und im Interesse unserer beiden Nachbargemeinden ans
Herz legen doch in Zukunft besonders aufzupassen, dass er nicht wieder: „Äpfel mit Birnen“ vergleicht
und es besser ist, dass er seine Ansichten nicht vorschnell und scharf Ausspricht,
sondern solche im Vorfeld erst scharf überdenken sollte.
Zu
klären bleibt nun allerdings noch immer was den Bürgermeister aus Neusorg dazu veranlasste,
diese unnötigen Reaktionen anzustoßen und vor allem, woher er bereits zu diesem
Zeitpunkt, am Montag dem 21. Januar die Informationen dazu bezog. Aufklären
könnte diese offensichtlichen Ungereimtheiten anscheinend nur Bgm. Peter König
selbst.
Stephan Heindl,
Gemeinderat,
Fraktionsvorsitzender UWG